Ich schreibe heute den schwersten Blogpost ever im Hause katzengeflüster. Ich sitze hier, starre das Eingabe-Fenster an und mir laufen die Tränen übers Gesicht.
Vor über 8 Jahren rief mich die Schulfreundin an, von der ich meinen allerersten Kater bekam. Der Hund der Eltern hätte draussen vorm Haus eine kleine Katze "aufgesammelt", die wohl jemand ausgesetzt hatte und sie vorsichtig wie seinen eigenen Welpen am Genick ins Haus getragen. 2 Wochen lang lebte der kleine Kerl im grossen Badezimmer der Familie, dann kam er zur weiteren Vermittlung zu mir. Als das bildschöne weissgraue Kätzchen mit der wunderbaren Schmetterlingszeichnung aus der Transportbox stieg, war es sofort um mich geschehen. Schüchtern war er, aber interessiert und sehr aufgeweckt, und als er sich zwei Tage später an meine Füsse kuschelte, war es endgültig um mich geschehen. Ich brachte zwei Handvoll Katze mit kugeligem Wurmbauch zum Tierarzt, meine grande Dame übernahm den Mutterersatz und von da an war es mit der Ruhe im Hause katzengeflüster vorbei. Jamie gedieh prächtig, wirbelte unser Leben gehörig durcheinander und brachte selbst die alte Dame dazu, sich ihrer Jugend zu erinnern und nochmals vom Altenteil herunterzusteigen. Der Kater schlief nachts in meiner Armbeuge oder an meinen Hals gekuschelt, später gern auf meinem Bauch. Ich war die einzige, die ihn hochnehmen und manchmal am Bauch kraulen durfte und war ich mal krank, kümmerte er sich um mich und legte sich trostspendend schnurrend zu mir.
In der ersten Nacht kletterte er irgendwann auf mich drauf, legte sich auf meine Brust, pieselte und hörte seitdem nie wieder wirklich damit auf. Es gibt unzählige Posts in diesem Blog, die davon erzählen und auch berichten, dass ich es immer für meine Verantwortung hielt damit umzugehen und dem Tier, wenn irgend möglich, zu helfen - denn natürlich verkannte ich die Pieselei nicht als Boshaftigkeit sondern realisierte den Hilferuf des Tieres.
Tierarztbesuche, Tierkommunikationen und in den letzten Jahren regelmässige osteopathische Behandlung und Akupunktur verschafften Linderung und vorübergehende Besserung, aber konnten das "Problem" weder längerfristig noch dauerhaft lösen. Dann kündigte sich in unserer Familie menschlicher Zuwachs an und ich wurde mit Fortschreiten der Schwangerschaft zunehmend unbeweglicher. Jamie konnte nicht mehr auf meinem Bauch schlafen, irgendwann konnte ich mich naturgemäss kaum noch bücken um ihn zu streicheln. Mit der Geburt meines Sohnes (in 2 Wochen feiern wir seinen 1. Geburtstag) verschlimmerte sich die Situation für Jamie. Nicht nur musste er noch weiter zurückstecken, auch Yoki, sein auch hier lebender Katzenkumpel, musste das und reagierte seinen Frust an Jamie ab. Wieder und wieder wurde er bei der Osteopathin behandelt, auch homöopathisch, aber nichts half dauerhaft. Inzwischen pieselt er sehr regelmässig 2x wöchentlich auf mein Bett, mein Kopfkissen, die Bettdecke (und übrigens sehr konsequent nur dahin, höchstens nochmal auf versehentlich umherliegende Wäscheberge oder meine Reisetasche, wenn ich unterwegs war). Wir haben Pheromone probiert und natürlich wurde er mehrmals tierärztlich durchgecheckt. Ich habe mich darauf eingestellt. Sämtliche Wäsche ist sehr heiss waschbar, die Matraze ist mit Inkontinenzauflagen geschützt und ich versuche, dem Kater so viel Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten wie irgend möglich zu geben. Allein, es hilft nichts und ich merke, wie mein Tier mehr und mehr unter der Situation leidet und immer unglücklicher wird. Inzwischen hat er angefangen, auch neben das schlafende Kind zu pieseln. Damit ist die Situation hier endgültig für uns alle, Mensch und Tier, nicht mehr auszuhalten. Ich möchte, dass es meinen Tieren gut geht und sie glücklich sind - das betrachte ich als Teil meiner Verantwortung.
Deswegen muss ich hier heute den Schritt tun, von dem ich bis vor kurzem nie gedacht hätte, dass ich ihn jemals auch nur in Erwägung ziehen würde:
Ich suche ein neues liebevolles Zuhause
für meinen 8 Jahre alten Kater Jamie.
Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, muss aber nun wohl einsehen, dass es keine andere Möglichkeit gibt. Tierheim oder gar einschläfern lassen sind selbstredend keine Option.
Jamie ist:
- 8 Jahre alt und bei mir, seit er ein paar Wochen alt ist. Genaues Alter unbekannt.
- ein bisschen schüchtern, aber sehr anhänglich und verkuschelt, wenn man ihn ein, zweimal gesehen hat.
- gesprächig, wenn man den richtigen Ton trifft.
- ein grosses, stattliches Tier von fast 8 kg Schnurrgewicht mit wunderschönen grünen Augen und hohen Beinen.
- natürlich kastriert (als Jungkater nach Einsetzen der Geschlechtsreife)
- schnarcht nachts ein bisschen ;o)
- lebte zunächst mit seiner Zieh-Mama, meiner alten Katzendame und jetzt mit dem Raufboldkater zusammen, sollte aber zukünftig wohl besser allein leben.
- Grossmeister im sich-niedlich-auf-dem-Sofa-räkeln.
- anspruchslos was Futter angeht, besteht aber auf einem sehr sauberen und möglichst grossen Katzenklo (ich reinige mindestens 1x täglich) mit viiiiiiiel Streu darin.
- liebt Licht. Lichtflecken und Schatten, denen er hinterherjagen kann, sind seine grosse Leidenschaft, ebenso wie Stöckchen zum Spielen, an denen Federn befestigt sind. Die apportiert er sogar und kriegt vom Spiel damit gar nicht genug. Und sobald die Sonne scheint und lustige Schatten wirft, wird Jamie wieder zum kleinen Kätzchen und jagt.
- ein toller Mücken- und Fliegenfänger - und er frisst sie anständigerweise auch vollständig auf ;o)
- liebt es hinter den Ohren und unter dem Kinn gekrault zu werden.
- liebt Knabberstangen, frisches Fleisch und ist glücklich, wenn er ausnahmsweise die Reste meines Joghurts aufschlecken darf.
- lässt sich anstandslos die Krallen kürzen (bekommt er in der Wohnung leider selbst nicht ausreichend hin und bleibt irgendwann hängen, wenn man das nicht tut)
- grundimmunisiert, wurde aber in den letzten Jahren nach Rücksprache mit der Tierärztin nicht mehr geimpft. Impfausweis ist natürlich vorhanden.
- im Kreuzbein ein bisschen staksig. Es ist nicht mehr nachzuvollziehen, ob die wiederkehrende Blockierung sich durch die psychischen Probleme manifestiert hat oder umgekehrt.
- liebt es, auf erhöhten Positionen oder dem Sofa den Tag zu verdösen und sich zwischendrin eine Runde Streicheleinheiten abzuholen.
- ansonsten pumperlgesund, aktiv, verspielt und ein toller Katzenkumpel.
Jamie kratzt weder an Wänden noch am Sofa (das hat ihm die alte Katzendame hervorragend beigebracht!), erlegt aber ab und an auf Grund der leicht eingeschränkten Beweglichkeit im hinteren Rücken einen Blumentopf. Er hatte noch nie Probleme mit Milben o. ä., die Zähne sind für einen Herren im besten Alter 1a und auch die Fellpflege nimmt Jamie übergenau.
Ich wünsche mir für ihn ein Zuhause, in dem er der uneingeschränkte König ist. Jamie mag Frauen deutlich lieber als Männer, hat sich aber auch an den Hausherrn gut gewöhnt. Ein Sonnenplätzchen vor der Tür oder auf dem Balkon fänden er und ich grossartig, denn auch hier haben die Katzen Zugang zum gesicherten Balkon. Jamie ist gechipt und bei Tasso registriert.
Mehr über Jamie kann man hier im katzengeflüster unter dem Label Jamie
nachlesen und ihn und uns besser kennenlernen.
Wenn du, lieber Leser, Jamie ein neues Zuhause bieten kannst oder möchtest, freue ich mich über eine E-mail an cecie[at]cecie[punkt]de. Falls nicht, du aber diesen Artikel in deinem Blog veröffentlichen oder verlinken möchtest, freue ich mich darüber ebenfalls. Und auch wenn es Fragen zu Jamie, zu uns oder den Gründen gibt, wieso er ein neues Zuhause sucht, freue ich mich über deine E-mail.
Ich hoffe, dass Jamie bald einen Platz findet, der für ihn angemessen ist und wo er wieder die glückliche Katze sein kann, die zu sein er verdient.
Vielen Dank.